Hildegard von Bingen. Scivias







- Visionsbild der Hildeg. v. Bingen. Neun Engelchöre. -




Hildegard von Bingen: Scivias ('Wisse die Wege'):
Sinn und Zweck des mystischen Werks werden in der elften Vision des dritten Teils von göttlicher Stimme offenbart:
„Doch jetzt wankt der kathol. Glaube unter den Völkern und das Evangelium steht bei diesen Menschen auf schwachem Fuß. Auch die dicken Bände, welche die erfahrenen Lehrer mit großem Eifer herausgegeben hatten, lösen sich in schmählichen Überdruss auf und die Lebensspeise der göttlichen Schriften ist lau geworden. Deshalb spreche ich jetzt durch einen unberedten Menschen über die Heilige Schrift; er ist nicht von einem irdischen Lehrer belehrt, sondern ich, der ich bin, verkünde durch ihn neue Geheimnisse und viel Mystisches, das bisher in den Büchern verborgen war“
Hildegard von Bingen: Scivias (Übersetzung Abtei St. Hildegard Eibingen)
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 Sci vias (Domini) - Wisse die Wege des Herrn
---6. Vision :
 ALSDANN SAH ICHin der Höhe himmlischer Geheimnisse zwei Reihen erhabener, in großer Herrlichkeitleuchtender Geister. Die der ersten Reihe waren an der Brust beflügelt und hatten Antlitze wie Menschen, in denen wie in einem ungetrübten Wasserspiegel Menschengesichter erschienen. Die der zweiten Reihe hatten ebenfalls Flügel an der Brust und Antlitze wie Menschen. In ihnen leuchtete wie in einem Spiegel das Bild des Menschensohnes auf. Weiter konnte ich, weder bei ihnen noch bei den ersten, die Gestalt nicht unterscheiden. Diese beidenReihen schlossen sich in Kranzesform um fünf andere Reihen. Von ihnen hatten die Geister der ersten Reihe wieder Antlitze wie Menschen, und von der Schulter an abwärts blitzten sie in hellem Glanz. Die der zweiten Reihe standen da in so lichter Klarheit, daß ich sie nicht anzuschauen vermochte. Weißem Marmor gleich erschienen die Geisterder dritten 'Reihe. Sie hatten Häupter wie Menschen, und über ihnen sah ich Feuerflammen. Eine eisenfarbige Wolke umhüllte von der Schulter an abwärts ihre Gestalt. Die Geister der vierten Reihe hatten Antlitze wie Menschengesichter und Füße wie Menschenfüße. Auf ihrem Haupt trugen sie einen Helm und waren mit marmorgleichen Tuniken bekleidet. Die der fünften Reihe endlich hatten gar nichts Menschenähnliches, sondern erglühten wie das Morgenrot. Weiter konnte ich von ihrer Gestalt nichts erkennen. Doch auch diese fünfReihen schlossen sich -wieder in Form eines Kranzes -um noch zwei weitere Reihen. Die in der ersten Reihe sah ich voller Augen und Flügel. In jedem Auge erschien ein Spiegel und darin ein Menschengesicht. Die Schwingen hatten diese Geister wie zum Fluge in die himmlischen Höhen erhoben. ____________________________________Die Geister der zweiten Reihe brannten wie Feuer. Sie hatten sehr viele Flügel, und auf diesen erschienen, wie in einen Spiegel eingezeichnet, die Sinnbilder aller Rangstufen der verschiedenen Stände in der Kirche. Weder bei diesen Geistern noch bei den ersteren konnte ich Weiteres von ihrer Gestalt erkennen. Alle diese Reihen tönten in jeglicher Art von Musik und kündeten in wundersamen Harmonien die Wunder, die Gott in heiligen Seelen wirkt. Es war ein Hochgesang der Verherrlichung Gottes.   

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 Diese sind körperlose Wesen und Wirklichkeiten.
Anmaßend und hochmütig spräche der, der sie leugnete.
Lob sei den über die Maßen hilfreichen Geistern Gottes. Amen .

 Die körperlosen Geister Gottes sind unter uns. 
Hört auf des HIMMLISCHEN VATERS WORTE! Amen .


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