Der Herr erläutert… Liebt eure Feinde
Der Herr erläutert… Liebt eure Feinde
Offenbart von Jesus durch Jakob Lorber… Von der Hölle bis zum Himmel
Robert Blum – Kapitel 107 & 108
Kapitel 107 – Herzensprobe in der Feindesliebe
16. Rede Ich (der Herr): „Liebster Freund Bruno! Siehe, du hast auf der Erde wohl recht oft und sehr gröblich gesündigt. Aber weil du so viel uneigennützigste Liebe gegen deine Brüder in deinem Herzen fassest, wird dir auch viel vergeben werden! Denn jedem Wohltäter an seinen Brüdern und Schwestern wird hier Barmherzigkeit zukommen, indem er selbst Barmherzigkeit ausgeübt hat; und so denn auch dir deiner Brüder wegen und den Brüdern deinetwegen; denn da steht einer für alle und alle für einen!
17. Aber es gibt da auch Wohltäter auf der Welt, die gegen ein armes junges Mädchen sehr barmherzig sind und ihm nach allen ihren Kräften zu helfen suchen. Kommt aber eine alte und mühselige Witwe zu ihnen, wird sie mit einer Predigt und einem schlechten Kreuzer abgespeist, ebenso auch ein alter, armer Bruder. Solchen barmherzigen Wohltätern werde Ich wenig Barmherzigkeit erweisen! Denn wer für seine Wohltaten einen Genuss haben will, und wenn er den nicht haben kann, dann härteren Herzens ist als ein Stein, der gehört zur Familie aller Teufel. Denn auch die Teufel tun denen Gutes, von denen sie einen angenehmen Vorteil zu erwarten haben.
18. Du aber übst hier Barmherzigkeit aus, hinter der keine unlautere Absicht zu erschauen war, und sollst daher auch bei Mir die höchste Erbarmung finden! Aber bevor Ich dir diese im Vollmass angedeihen lasse, wirst du Mir noch eine Probe deines Herzens ablegen müssen! Wirst du auch diese bestehen, dann soll dir sogleich Meine Gnade im vollsten Masse zuteil werden!
19. Da gegen Abend hin ersiehst du eine Tür, die halb geöffnet ist. Gehe dorthin! In jenem Gemach wirst du lauter Menschen finden, die auf der Welt deine ärgsten Feinde waren. Suche sie zu gewinnen und bringe sie zu Mir, so wirst du dann vollkommen sein vor Mir. Denn wer nur seinen Freunden Gutes tut, der hat noch lange nicht alles getan, auf dass er dann vor Mir sagen könnte: ,Herr, ich war dennoch ein unnützer Knecht!‘ Wer aber das nicht sagen kann, der ist Meiner wohl noch lange nicht wert! Gehe daher hin und handle nach Meinen Worten!“
20. Spricht Bruno: „O Herr, Dein heiliger Wille geschehe! Dein Wille ist mein Leben, mein Heil und meine höchste Wonne! O wie süss ist es, zu handeln im Hause des ewigen, allmächtigen Vaters! – O ihr meine Feinde alle, ihr Brüder, die ihr in mir einen Bruder, der euch liebte, hart verkannt habt – im Namen meines Gottes, Herrn und Vaters komme ich zu euch, um euch zu segnen und Gutes zu tun und dadurch auch für ewig zu vergessen jede Unbill, die ihr mir je erwiesen habt!
21. Oh, Wonne erfüllt nun mein Herz, das sich jetzt stark genug findet, sich vor seinen hochmütigen und selbstsüchtigen Verächtern zu demütigen! Dunkel ahne ich nun, was Dein heiliges Vaterherz damals im Angesicht Deiner argen Feinde muss empfunden haben, als Du in Dir zum Vater riefst: ,Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘ O heilige, endlose Grösse, deren nur ein Gottesherz fähig ist!
22. Wahrlich, es ist schön, ja erhebend, so ein Bruder dem Bruder hilft, ohne je an ein Entgelt zu denken! Aber Höheres und Grösseres fasst kein Himmel, als zu segnen, die uns fluchen, und wohlzutun denen, die uns gehasst, verachtet und verfolgt haben!
23. Daher hin zu meinen Feinden! Denn diese sind wie berufen, mein Herz zu vollenden vor Gott!“ Mit solch seltenen, erhebenden Worten stürzt Bruno zu der bezeichneten Tür hin.
Kapitel 108 – Der Liebesheld von Feinden umringt. Christi Liebe überwindet alles
1. Als Bruno in das Gemach seiner Feinde eingehen will, stellen sich sogleich mehrere vor die Tür und sagen mit zornerregter Stimme: „Zurück, Elender! Was haben wir mit dir zu tun? Warst uns doch stets widerwärtiger als der Tod und ein Gegenstand unseres Hasses und tiefster Verachtung! Was sollen wir nun mit dir hier in der Hölle? Zu allen Teufeln mit dir, du elendste Menschenbestie!“
2. Spricht Bruno beherzt: „Liebe Freunde, was habe ich euch denn je getan, dass ihr so entsetzlich gehässig seid? Ich will ja alles tun, was ihr von mir verlangt nach Recht und Billigkeit, damit ihr mir nur wieder gut werden möchtet!“
3. Schreien die Wüteriche in der Tür: „Du elende Menschenbestie kannst nichts tun, um uns eine bessere Meinung von dir anzubinden! Wir brauchen nichts von dir als dass du uns verlässt. Deine Gestalt widert uns mehr als die unterste Hölle an! Und so weiche gutwillig von uns, sonst zerreissen wir dich in Stücke!“
4. Spricht Bruno: „Wenn euch das mit mir aussöhnen kann, so lasse ich mich gerne kreuzigen von euch! Aber nur versprechen müsst ihr mir, dass ihr dann keinen Groll mehr auf mich habt!“
5. Sprechen die Wüteriche: „Glaubst du denn, dass uns das zur Ehre gereichen würde? Wir – und dich kreuzigen, das wäre doch eine barste Schande für uns! Höchstens dich niederschlagen wie einen schäbigsten Hund, das könnten wir dir anstandshalber tun, wenn wir gerade gut gelaunt wären! Aber mit dir uns eine grössere Mühe zu nehmen, wäre wahrlich lächerlich von uns! Fahre daher ab und ärgere uns nicht länger durch deine scheussliche Gegenwart!“
6. Spricht Bruno: „Aber schätzbarste Freunde! Es ist mir nur zu gut bekannt, dass ihr mich auf der Welt allzeit gehasst und wie und wo nur immer möglich, verfolgt habt. Wie sehr ich mich bemüht habe, davon auf den Grund zu kommen, so war es dennoch vergeblich. Ihr verfolgtet mich bloss nur, weil ich euch nicht zu Gesicht stand! Hier auf dieser Welt aber haben wir doch alle unsere Gesichter stark verändert. Ich denke nun ganz anders, als wie ich auf der Erde gedacht habe und bin ein ganz anderer Mensch geworden. Dasselbe dürfte denn doch auch mit euch der Fall sein?
7. Sagt mir doch, was ich denn auf der Welt gegen euch verbrochen habe? Ich bin jetzt in der Lage, euch allen tausendfach zu ersetzen, was immer ich euch irgend, wenn schon mir unbewusst, schulde. Nur vergebt mir und werdet freundlicher gegen mich! Ich beanspruche keineswegs eure Freundschaft, das wäre von euch als meinen erklärten Feinden wohl zuviel verlangt! Aber darum darf ich euch dennoch bitten, dass ihr von eurer Feindschaft absteht, und das um so leichter, indem ihr mich ohnehin für zu gering haltet, dass ich von euch könnte gekreuzigt werden?“
8. Sprechen die Wüteriche: „Was nützt da dein Reden und dummes Protzmaulen! Du bist einmal ein Saukerl und bleibst es in alle Ewigkeit. Ins Gesicht tust du, als wärst du der rarste und biederste Mensch; hinterdrein aber bist du dann ein Luder und dir ist niemals zu trauen! Weisst du, wie du mit uns auf der Börse gehandelt hast? Du sahst ein fortwährendes Sinken, schrecktest uns die Aktien heraus und kauftest sie dann selbst! O Lump, stelle dich nur nicht so unschuldig! Wir kennen dich! Fallen etwa auch hier die Kurse, weil du nun gar so sehr unsere Freundschaft suchst?“
9. Spricht Bruno: „Ah, da steckt es also! O Freunde, wenn euer Groll auf mich von da herrührt, dann hoffe ich, dass wir ehestens die besten Freunde werden! Denn da kann ich euch die treueste Versicherung geben, dass ihr mit eurem Hass gegen mich rein auf dem Holzwege seid! Seht, fürs erste konnte ich ebensowenig wie ihr vorausbestimmen, ob die Kurse steigen oder fallen werden; und fürs zweite könnt ihr mir nicht beweisen, ob ich diejenigen Aktien aufkaufte, die ihr mit Verlust an die Bank zurück verkauftet. Seht, wie seicht euer Groll auf mich basiert ist? Habe ich euch doch nie weder zum Kauf noch zum Verkauf genötigt. Wer aber müssigte euch, eure Papiere beim niedersten Kursstande zu verkaufen und beim höheren zu kaufen? Ich sicher nicht, und tausend andere auch nicht! Ihr waret selbst so töricht, aber euch selbst wolltet ihr eine solche Dummheit nicht zuschieben. Hattet ihr an euch selbst eine derbe Spekulationssünde begangen, so wälztet ihr die Schuld auf den nächsten besten, der in seiner Spekulation klüger war als ihr! Lasset euch nicht auslachen! Was konnten mich eure und euch meine Papiere genieren? Ich kaufte, ihr auch, so es euch rätlich dünkte. Oder ihr verkauftet, und ich kaufte. Das ist doch etwas ganz Natürliches! Woher dann euer Groll auf mich? Falsche Gerüchte aber habe ich nie ausgestreut und mich auch nie einer Illusionslaterne bedient!“
10. „Gut!“ sagt einer aus der Hassgesellschaft, „du hast so gehandelt, wie du es uns nun wiedergegeben hast. Aber das kann unseren Grimm und Hass gegen dich nicht vermindern, weil du auf der Welt stets anders dachtest, als wie der Sinn deiner süssen Worte lautete. Sagtest du schwarz, so war es sicher weiss; und sagtest du weiss, da war es schon ganz sicher schwarz! Und das Gegenteil war dann die volle Wahrheit. Aber das merkte dein tückevoller Scharfsinn doch nicht, dass wir deine Aussagen verkehrt benützten. Dass es uns gerade nicht allzeit glückte, das bringt des Spieles Laune mit sich. Hätten wir aber allzeit nach deiner Aussage gehandelt, da hätten wir sicher in kürzester Frist alles verludert. So steht es, und von daher datiert auch unser gerechter Hass gegen dich! Beweise uns das Gegenteil, so wollen wir dich sogar um Vergebung bitten und deine besten Freunde sein.“
11. Spricht Bruno: „Gut, ich nehme euch beim Wort! Beantwortet mir einige Fragen! Nummer eins: War ich auf der Börse mehr als ihr, etwa ein Direktor, Buchhalter, Sekretär, irgendein Rechtskonsulent oder sonst etwas dergleichen?“ – Sagen die Groller: „Nein, du warst wie wir bloss nur ein Interessent.“
12. Spricht Bruno: „Gut! Frage Nummer zwei: Wer auf der Börse ist denn eigentlich in alle finanziellen Geheimnisse eingeweiht?“ – Antwort: „Die Bank- und Börsenamtsleute.“ – „Gut! Frage Nummer drei: Werden die vielen Börsen-Interessenten von den unterrichteten Amtsleitern wohl allzeit mit der Wahrheit abgefertigt?“ – Antwort: „Nein! Wenn etwas schief geht, so erfährt man schon gar nie die Wahrheit!“ – „Gut! Frage Nummer vier: Wie und wodurch hätte denn da ich zur Wahrheit gelangen sollen?“ – Antwort: „O gar leicht! Auf dem Wege der Bestechung kann ein Lump hinter so manches kommen, was einem ehrlichen Kerl verborgen bleibt!“ – „Gut! An dem Gesang erkennt man den Vogel! Bringt mir alle Bank- und Börsenbeamten her, und sie sollen reden, ob ich je auch nur den geringsten mit einem Heller wegen Verrat eines Bankgeheimnisses bestochen habe! Aber von euch wohl sprach die sogenannte böse Welt, dass ihr bei einer sehr kritischen Gelegenheit einem Eingeweihten einen heimlichen, tausend Dukaten schweren Rippenstoss sollt versetzt haben, damit er euch eine kleine Vorenthüllung gäbe, wie die Sachen sich gestalten dürften. Worauf ihr dann schon am nächsten Tage fast eure sämtlichen Papiere mit einem bedeutenden Verlust gegen klingende Münzen umtauschtet und mit diesen dann im Ausland einen geheimen Handel unternommen habt und dadurch zum zweitenmal eingegangen seid! Sagt, habe da auch ich durch mein Schwarz-für-Weiss euch dazu bewogen?“
13. Hier stutzen die Groller und wissen nicht, was sie darauf erwidern sollen. Aber Bruno spricht weiter und sagt: „Freunde, habe ich euch etwa auch dazu den Rat erteilt, dass ihr in Gesellschaft dreissigtausend Gulden in einem Keller habt einmauern lassen? Als aber dann in Wien das Standrecht publiziert wurde und bei Hausuntersuchungen die Soldaten die hohlklingende Mauerstelle aufbrachen und den für sie erfreulichen Fund bis auf den letzten Groschen in sichern Empfang nahmen – ich meine, dazu hat wohl mein Schwarz-für- Weiss keinen Beitrag gemacht! Ihr wart, kurz gesagt, allzeit selbst schuld an euren Verlusten und meint höchst irrig, ich sei in eure Spekulationsgeheimnisse eingeweiht gewesen und habe an euch einen Verräter gemacht. Wie aber wäre so etwas möglich, da ich ausser auf der Börse euch nie mit meiner Gegenwart belästigt habe? Ich trage an eurem Unglück nicht die geringste Schuld, dessen könnet ihr völlig versichert sein! Gott ist mein Zeuge! Meint ihr aber noch, dass ich euch unglücklich gemacht, so beweiset es mir vor Gott, und ich will alles tun, um meine Schuld an euch hundertfach abzubüssen.“ –
14. Sagt darauf einer nach längerem Nachdenken: „Die Sache verhält sich allerdings so, wie du sie nun uns allen dargetan hast! Aber so du daran nicht beteiligt gewesen sein solltest, begreifen wir nicht, wie du zu dieser genauen Kunde unserer Verhältnisse gekommen bist. Wie könnten sie dir wohl dergestalt bekannt sein, als hättest du sie selbst angeordnet? Es werden in Wien wohl noch eine Menge solch unangenehmer Vorkommnisse stattgefunden haben, sage, sind sie dir ebenso bekannt wie die unsrigen?“
15. Spricht Bruno: „Alle sicher nicht, aber gewiss viele. Wusstet ihr doch auch allezeit, wer vom Gericht eingezogen wurde und warum – ohne darum Denunzianten an den Gerichtsbeteiligten zu sein. Warum soll dann ich es nicht auch in Erfahrung gebracht haben können, wie es euch ergangen ist in der Zeit der Trübsal, da ihr mir doch von der Börse aus wohl bekannt wart? Erweist es mir, dass derjenige, der wie zufällig vom Unglück seiner Bekannten Kunde erhält, auch an diesem Schuld haben müsse. Zeigt mir, in welchem Gesetz das als ein schuldhaftes Verbrechen aufgeführt ist?“
16. Die Groller stutzen nun und wissen nicht, was sie tun sollen. Eine gute Rede fällt ihnen nicht ein. Ebenso steht es mit ihrem Zorn und Grimm. Sie möchten noch gerne weiterhin unversöhnlich verbleiben, aber sie haben dazu bei reiferer Überlegung allen Grund verloren. So stehen sie nun ohne Grund zum Zorn vor Bruno und ärgern sich über sich selbst, da sie nun keinen Hass und Groll auf ihn haben können.
17. Nach einer ziemlichen Weile tritt einer hervor und spricht: „Dumm ist das, dass wir dir nun nichts Vernünftiges mehr entgegenstellen können. Wie gerne hätten wir dich doch durchgeprügelt, wenn wir dir nur wenigstens eine scheinbare Schuld hätten andichten können! Aber du bist zu gescheit, dass man dir nicht an den Leib kommen kann. Und so müssen wir dir obendrauf noch sogar Freunde werden! Aber was willst du denn nun ferneres noch mit uns tun?“
18. Spricht Bruno: „Freunde, seht ihr nicht in diesem grossen Saal den grossen Ratstisch und alle, die dort versammelt, einen mächtigsten Rat über die ganze Unendlichkeit halten?“
19. Spricht der Redner: „Wir sehen keinen Saal und keinen Ratstisch! Nur diese wahrhaftige Kneipe, die voll Dunkelheit ist, sehen wir – und dich auch! Ob sie aber irgendeinen Ausgang hat, wissen wir nicht. – Was aber willst du mit deiner unsinnigen Frage?“
20. Spricht Bruno: „Ich will damit nichts anderes, als euch zu dem Herrn und Heiland Jesus hinführen, damit Er euch reinige und darauf für ewig wahrhaft glückselig mache – aus welchem Grunde ich einzig und allein eben von Jesus an euch abgesandt wurde. Folget mir liebewillig, wohin ich vor euch gehen werde. Am rechten Ort wird euch schon ein rechtes Augenlicht werden!“
21. Spricht der Redner: „Das wird etwas hart hergehen! Denn fürs erste besitzt du unser Zutrauen noch lange nicht in dem Masse, dass wir dir nun gleich blindlings folgen, als wärest du uns ein schon lange erprobter Freund gewesen. Und fürs zweite sind wir Neukatholiken, die wohl wissen, was sie von dem Juden Jesus zu halten haben und nicht so dumm sind wie manche, die ihn sogar zu einem Gott gemacht haben, wie einst die Griechen ihren Herkules und noch andere Helden aus der grauen Urzeit. Daher musst du dir zu unserem Besten schon etwas Klügeres ausdenken, so es dir ernst sein soll, uns am Gängelband herumzuführen.“
22. Spricht Bruno: „Freunde, der römisch-katholische Glaube ist zwar wohl albern und seicht in vielen Stücken, aber der neukatholische ist noch tausendmal dümmer. Leugnet er nicht das Leben der Seele nach des Leibes Tod? Und doch lebt ihr nun nach dem Tod eures Leibes fort! Dieser Umstand beweist ja schon zur Übergenüge, welch Geistes Kind der Neukatholizismus ist. Ferner leugnet er nicht nur die offenbarste Gottheit Christi, sondern nach Strauss und Hegel jede Gottheit ganz weg! – Wer aber kann solch einer Lehre anhangen, besonders hier in der ewigen Geisterwelt, die hinsichtlich des Fortlebens der Seele einen so ungeheuren Fehlschluss gemacht hat!? Eine solche Lehre aber wird doch in allen ihren Prinzipien nicht glaubwürdiger sein als in ihrer schnöden Annahme der Sterblichkeit der menschlichen Seele! Ist aber bei einer Lehre ein Hauptlehrsatz grundfalsch, so können die anderen davon abgeleiteten Sätze unmöglich anders als ebenfalls grundfalsch sein! Werft daher eure ganze neukatholische Lehre zum Plunder und folgt mir, wohin ich euch führen will! Ich stehe euch dafür, dass es mit euch in Kürze besser gehen wird.“
23. Spricht der Redner: „Freund, du bist ein verteufelt gescheiter Kerl! Man muss dir recht geben, will man oder will man nicht. Es tut mir nun von Herzen leid, dass wir dir früher so hart und beleidigend entgegengekommen sind. Aber ich hoffe, du wirst uns das wohl vergeben können! Bedenke, wie in Wien alles, Pfaff und Beamte, so bestellt war, die arme Menschheit in des Geistes dickste Nacht zu versenken und sie einzuschläfern. Unter solchen, allen Geist tötenden Umständen war es ja unmöglich, sich in ein reineres Wissen emporzuschwingen. Wie wir aber erzogen wurden, so sind wir auch jetzt noch, nämlich blind, taub und stumm an Seele und Geist. Habe daher Nachsicht und Geduld mit uns und führe uns denn in Gottes Namen irgendwohin, wo wir etwas mehr Licht bekommen werden als jetzt.“
24. Spricht Bruno: „Ganz wohl und gut! Dass ich mit dem geduldigsten Herzen zu euch hierhergekommen bin, brauche ich euch hoffentlich nicht mehr zu beweisen. Ich habe euch alles vergeben und bin allzeit euer Freund in aller Wahrheit. So glaube ich auch, dass zwischen uns kein Hindernis mehr obwalten dürfte, jenen Weg einzuschlagen, auf dem es allein möglich ist, hier in dieser Welt sich für ewig in einen Lebenszustand zu versetzen, in welchem dem Bedürfnis der Seele und des Geistes gemäss möglichst selig zu bestehen ist. Fasst sonach Mut und einen festen Willen und folgt mir! Alles übrige aber erwartet getrost von Dem, der allein helfen kann und auch euch sicher helfen wird. Nicht umsonst hat Er mich an euch abgesandt. So viel eurer auch sind: folgt mir alle, und es soll euch allen geholfen werden!“
25. Sprechen nun die Vorderen: „Wir, die wir uns von der Börse her kennen, sind unser nur etliche Zwanzig; aber hinter uns gibt es eine unzählige Menge allergemeinsten Gesindels. Ob diese dir auch folgen werden, ist eine andere Frage. Möglich, aber wenig wahrscheinlich, denn die sind zu tief in der Nacht zurück. Versuche es! Uns ist es ein Gleiches, ob sie mitziehen oder nicht.“
26. Sagen die vielen Hintergründler: „Gar so dumm, wie die Herren da vorne meinen, sind wir nicht! Daher werden wir auch so frei sein, euch als eine wahre Tausendgesellschaft zu begleiten! Denn der euch helfen wird, der wird sicher auch uns nicht zur Tür hinausweisen. Also denn auf gut Glück zur Ehre Gottes aufgebrochen!“