EWIGKEIT ARNO HOLZ
Von Ewigkeit zu Ewigkeit
Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit
Und doch ist ihre goldne Blüthezeit
Schon längst ins Grab der Ewigkeit gesunken.
Denn jene Welt der Sagenpoesie
Ist nicht nur Traum, ist Wirklichkeit gewesen,
Und wem das Schicksal Seherkraft verlieh,
Kann das noch heute aus den Sternen lesen.
Wer zählt die Sprossen, die zertrümmert sind,
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?
Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind
Und unaufhaltsam rollt das Rad sich weiter.
Die leuchtend kreisen durch das dunkle All,
Erhaben groß ist noch die Zahl der Welten;
Und kommt allnächtlich eine auch zu Fall,
Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?
….
Die eitle Selbstsucht menschlicher Kultur
Vermag nur eben das, was ihr von Nöthen,
Sie weiß die Herrlichkeit der Gottnatur
Zu untergraben wohl, doch nie zu tödten.
Und ist auch ihre goldne Blüthezeit
Schon längst ins Grab der Ewigkeit gesunken,
Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit
Entfacht noch stündlich den Prometheusfunken.
Arno Holz (1863 – 1929)