"Von der Überfreude"
- Wolken -
Meister Ekkehard von Hochheim.
Traktate 4. Von der Überfreude. b.
O grundlos tiefer Abgrund, in deiner Tiefe bist du hoch, in deiner Höhe tief! Wie kann das sein? Das ist uns im Abgrund deiner Tiefe verborgen. Doch sagt Sankt Paulus, es soll uns klar werden. In dieser Klarheit ist der Geist über seine Selbstheit, ihn hat die Dreieinigkeit an sich gezogen. Da stirbt der Geist allsterbend im Wunder der Gottheit, denn er hat in der Einheit keine Unterschiedenheit; das Persönliche verliert seinen Namen in der Einheit. Wo der Geist in der Einheit auf nichts beruht, da verliert er in göttlicher Art jedes Mittel. Des Lichts wie der Dunkelheit ist er entledigt, der Materie wie der Form. Ein Fünklein, so nackt, wie es geschaffen ist, ein Nichts von seinem Nichts, das wird vom Etwas seines Nichts eingezogen. Eben das Nichts ist Nacktheit im Wesen der Person, das den Geist wegführt und in die Einheit schweben lässt. In dem Unbegreifen der hohen Einheit, die alle Dinge ausser sich in ihrer Selbstheit[182] vernichtet, ist Eins ohne Unterschiedenheit, und doch ein Etwas, das aus ihrer Selbstheit geschaffen ist. Dieses Eine, das ich hier meine, ist wortlos. Eins und Eins vereint leuchtet da nackt in nackt. Wo die zwei Abgründe in einer Gleichheit schweben, gegeistet und entgeistet, da ist ein hohes Wesen; wo sich Gott entgeistet, da ist Dunkelheit in einer unerkannten bekannten Einheit. Das ist uns verborgen in der Tiefe seiner Stille. Alle Kreaturen ergründen nicht das Etwas.
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Das gesamte Seiende ist voller unterschiedlichster Dimensionen, die teils unverständlich sind für die Ratio des Menschen: Das kann nicht anders sein, denn sonst wären es Seiende in unserer Erfahrungsebene, was nicht der Fall ist. Wir dürfen uns bei Gott einer ungeheuerlichen Erfahrung freuen, die erhöhtes Leben über und nochmals über Leben ist. Gott Höchtselbst. Liebe Höchstselbst. Geist Höchstselbst. ...