Gott Süßer Vater
- Hl.Ikone 'Christus Sohn des Lebendigen Gottes' -
4. Von der Ueberfreude
[181]
Wäre weder Hölle noch Himmelreich, dennoch wollte ich Gott, süsser
Vater, dich und deine hohe Natur lieben, worin die Dreiheit in der
Einheit steht. Seht, jetzt mögt ihr gerne hören von all dem Heimlichen
der hohen Natur der Dreieinigkeit. Die Personen sind Gott in ihrer
Persönlichkeit, Gottheit gemäss der Natur in der Einheit. Seht, jetzt
mögt ihr hören, was Gott und Gottheit ist. Das ist ein Unterschied; den
gewahrt meine Seele am Widerschein der hohen Einheit. Die leuchtet in
ihr eigenes Wesen ganz ohne Unterschiedenheit. Darin hat sie all ihre
Einheit verschlossen und doch mit Unterscheidung der hohen
Persönlichkeit. Der Fluss ist ursprünglich, in dem die Einheit lebt; das
einig Eine, das in sich selbst in dunkler Stille schwebt, ist ohne ein
Bedürfen. Niemand kann es verstehn, doch in seiner Selbstheit ist es
offenbar. Das Licht ist das erste in der Ursprünglichkeit,[181]
das den Geist hinausführt aus seinem Wesen in die Verborgenheit,
allbleibend, eingezogen, in die Dunkelheit versunken. Allda wird er
verlocket, allda wird er des Lichtes Dunkelheit entkleidet, allda
verliert er beide in der Abgründlichkeit, allda wird das verborgene
Wesen, der Geist, in der Einheit entfremdet, und doch ist's sein Leben.
O grundlos tiefer Abgrund, in deiner Tiefe bist du
hoch, in deiner Höhe tief! Wie kann das sein? Das ist uns im Abgrund
deiner Tiefe verborgen. Doch sagt Sankt Paulus, es soll uns klar werden.
In dieser Klarheit ist der Geist über seine Selbstheit, ihn hat die
Dreieinigkeit an sich gezogen. Da stirbt der Geist allsterbend im Wunder
der Gottheit, denn er hat in der Einheit keine Unterschiedenheit; das
Persönliche verliert seinen Namen in der Einheit. Wo der Geist in der
Einheit auf nichts beruht, da verliert er in göttlicher Art jedes
Mittel. Des Lichts wie der Dunkelheit ist er entledigt, der Materie wie
der Form. Ein Fünklein, so nackt, wie es geschaffen ist, ein Nichts von
seinem Nichts, das wird vom Etwas seines Nichts eingezogen. Eben das
Nichts ist Nacktheit im Wesen der Person, das den Geist wegführt und in
die Einheit schweben lässt. In dem Unbegreifen der hohen Einheit, die
alle Dinge ausser sich in ihrer Selbstheit[182]
vernichtet, ist Eins ohne Unterschiedenheit, und doch ein Etwas, das
aus ihrer Selbstheit geschaffen ist. Dieses Eine, das ich hier meine,
ist wortlos. Eins und Eins vereint leuchtet da nackt in nackt. Wo die
zwei Abgründe in einer Gleichheit schweben, gegeistet und entgeistet, da
ist ein hohes Wesen; wo sich Gott entgeistet, da ist Dunkelheit in
einer unerkannten bekannten Einheit. Das ist uns verborgen in der Tiefe
seiner Stille. Alle Kreaturen ergründen nicht das Etwas.
Dass wir uns selbst entsinken, dess freuen wir uns heute,
Und in das Höchste eilen, das ist die Ueberfreude.[
Amen .